Als Grundlage für das Erhebungsinstrument diente eine Übersetzung des britischen Online-Copyright-Infringement-Tracker, der bereits seit 2012 regelmäßig im Vereinigten Königreich zur Untersuchung des Ausmaßes und der Motive von urheberrechtsverletzendem Verhalten durch britische Internetnutzer zum Einsatz kommt. Der deutsche Fragebogen wurde an den deutschen Kontext angepasst, um die Inhaltsart E-Paper-Ausgaben von Zeitungen oder Zeitschriften sowie um Sicherheitsaspekte der Internetnutzung erweitert und konsistent über die abgefragten Inhaltsarten hinweg gestaltet. Im Zeitraum vom 6. Mai 2017 bis einschließlich 3. Juli 2017 kam dieses Erhebungsinstrument durch das Marktforschungsunternehmen Kantar TNS bei insgesamt 5.532 deutschen Verbrauchern ab 12 Jahren teils online, teils in persönlichen Interviews zur Anwendung. Es liefert umfassende Daten zum Nutzungsverhalten deutscher Verbraucher bezüglich der kreativen Online-Inhalte Musik, Filme, TV-Programme und Serien, Computersoftware, E-Books, Videospiele und E-Paper-Ausgaben von Zeitungen oder Zeitschriften sowie zu Sicherheitsaspekten der Internetnutzung. Das Forschungsprojekt zielt im Einzelnen ab auf:
- die Messung des Ausmaßes von Urheberrechtsverletzungen sowie von legalen Nutzungsformen,
- das Ermitteln der Einstellung von Verbrauchern zu urheberrechtsverletzendem Verhalten im Internet,
- die Erfassung des Bekanntheitsgrades legaler Angebote und deren Beurteilung,
- die Erhebung der Ausgaben von Nutzern für Inhalte und die Erfassung des Zusammenhangs zwischen illegalem und legalem Konsum von Inhalten
- sowie die Untersuchung der Zahlungsbereitschaft für verschiedene Arten von urheberrechtlich geschützten Inhalten.
Erste Ergebnisse aus dieser Untersuchung zeigen auf, dass rund 32 Prozent der deutschen Internetnutzer ab zwölf Jahren mindestens eine der abgefragten kreativen Inhaltsarten online nutzen und diese Nutzung für komplett legal halten. Rund zehn Prozent nutzen diese Inhalte ihrer eigenen Einschätzung nach teilweise auch illegal, während fünf Prozent der Internutzer ihren gesamten Inhaltskonsum für illegal halten. Die restlichen 53 Prozent der Internetnutzer hingegen haben in den drei Monaten vor der Befragung keine der abgefragten Inhalte online konsumiert. Die Motive für möglicherweise illegales Verhalten sowie die Einflussfaktoren, die Internetnutzer dazu veranlassen könnten, ihr illegales Verhalten einzustellen, deuten darauf hin, dass mit flexibleren und bequemeren Lösungen von Seiten der Anbieter urheberrechtsverletzendes Verhalten im Internet einzudämmen wäre. Insbesondere sollten Inhalte, die in anderen Ländern bereits genutzt werden können, auch in Deutschland schnell verfügbar gemacht werden, um vorhandene Zahlungsbereitschaft abzuschöpfen. Die Ergebnisse zeigen zudem auf, dass auch der Gesetzgeber durch die Schaffung eindeutiger, insbesondere verständlicher Regeln bezüglich legalem Nutzungsverhalten im Internet und durch entsprechende Informationen für Verbraucher einen Teil der Urheberrechtsverletzungen verhindern kann.
Eine erste Ergebnisübersicht skizziert die wesentlichen Zusammenhänge aus der Befragung. Insgesamt bietet das Erhebungsinstrument die Möglichkeit für zahlreiche weitere Auswertungen und damit für tiefergehende Einblicke in das Online-Verhalten deutscher Verbraucher. Diese werden wir demnächst an dieser Stelle bereitstellen.
Das Projekt wird finanziell und inhaltlich vom Munich Center for Internet Research an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unterstützt.