Verschiedenes  |  27.02.2019, 11:30

Start-ups, Energiewende, Blockchain, Digitalisierung der Hochschulen – Das EFI-Jahresgutachten 2019

Dietmar Harhoff übergibt Bundeskanzlerin Merkel das zwölfte Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI).

v.l.n.r.: Prof. Dr. Christoph Böhringer, Prof. Dr. Katharina Hölzle, Bundesministerin für Forschung und Bildung Anja Karliczek, Prof. Dr. Monika Schnitzer, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D., Prof. Dr. Uschi Backes-Gellner, Prof. Dr. Uwe Cantner. Foto: David Ausserhofer.

Am Mittwoch, den 27. Februar 2019, hat die unabhängige Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) unter Vorsitz von Prof. Dietmar Harhoff, Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundeskanzleramt das Jahresgutachten 2019 übergeben.


In ihrem nunmehr zwölften Jahresgutachten sehen die Wissenschaftler die zahlreichen Initiativen der vergangenen Monate als ein klares Zeichen, dass die Bundesregierung an ihr forschungs- und innovationspolitisches Engagement der vergangenen Jahre anknüpft und dem Thema auch weiterhin hohe Priorität einräumt. Allerdings sollte die Bundesregierung ihren Ankündigungen zeitnah Taten folgen lassen und ihre ambitionierten Pläne energisch und klug abgestimmt umsetzen, so die Kommission.


Interview mit Dietmar Harhoff: Überblick über das EFI-Jahresgutachten 2019


Start-up-Ökosysteme weiter stärken!


Start-ups sind wichtige Akteure im Innovationssystem, als Anbieter von innovativen Produkten und Dienstleistungen, Impulsgeber für etablierte Unternehmen und Transferkanal für die Wissenschaft. In Deutschland hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Start-up-Szene entwickelt. Eine besonders hohe Konzentration von Start-ups gibt es in Berlin und München. Um weltweit sichtbare Start-up-Ökosysteme zu fördern, sollte ihrer räumlichen Konzentration nicht entgegengewirkt werden. Die Expertenkommission appelliert an die Bundesregierung, bereits bestehende oder sich herausbildende Start-up-Ökosysteme auszubauen. „Start-ups haben in Deutschland, insbesondere in der Wachstumsphase, immer noch Probleme, Wagniskapital zu bekommen“, so der Vorsitzende der Expertenkommission Prof. Dietmar Harhoff. Die Rahmenbedingungen für private Investitionen in Start-ups müssen daher weiter verbessert werden. Für institutionelle Anleger müssen mehr Anreize für Wagniskapitalinvestitionen gesetzt werden.


Start-ups in Deutschland - Empfehlungen der Experten


Erfolgreiche Energiewende nur mit Innovationen


Die Expertenkommission weist darauf hin, dass „innovative Technologien und Geschäftsmodelle künftig einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten können.“ Wichtige innovative Technologien und Geschäftsmodelle für eine Dekarbonisierung des deutschen Energiesystems seien heute schon marktreif oder werden es in Kürze sein. Ihr Potenzial wird aber durch regulatorische Hürden und das Steuer- und Abgabensystem ausgebremst – insbesondere durch Energiesteuern und Abgaben, die sich bisher kaum am CO2-Gehalt der Energieträger orientieren, so die Kommission. Eine CO2-orientierte Steuerreform sollte sozialverträglich gestaltet werden, indem zusätzliche Steuereinnahmen zur Kompensation von wirtschaftlich schwachen Haushalten verwendet werden, die von Energiepreiserhöhungen besonders betroffen sind.


Energiewende - Ziele 2050 nur mit Innovationen erreichbar - Innovationen müssen sich lohnen


Deutsche Strategie für Blockchain überfällig


Das Jahresgutachten betont die besondere Bedeutung der noch jungen Blockchain-Technologien, die es erlauben, Daten unveränderbar und fälschungssicher digital zu speichern und zu übertragen. Deutschland befindet sich in einer aussichtsreichen Position, um die Entwicklungen von Blockchain-Technologien mitgestalten und wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenziale realisieren zu können. „Dieser aktuelle Standortvorteil sollte von der Politik als Hebel verwendet werden, um die weitere Entwicklung und Anwendung der Blockchain-Technologien in Deutschland zu fördern“, so Prof. Dietmar Harhoff. Es gilt allerdings, den Einsatz und die Weiterentwicklung von Blockchain-Technologien mit einem flexiblen Regulierungsrahmen – beispielsweise in Form von Reallaboren – voranzutreiben. Weiterhin ist ein Wissens- und Kompetenzaufbau in Gesellschaft und Verwaltung nötig, um die Chancen und Risiken des Einsatzes dieser Technologien verlässlich einschätzen zu können.


Digitalisierung der Hochschulen: Digitalisierungspauschale für nachhaltige Finanzierung


Die deutschen Hochschulen messen ihrer Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert bei. Die sechs Mitglieder der Kommission konstatieren zugleich aber auch, dass „sich dieser hohe Stellenwert nicht im bisher erreichten Digitalisierungsstand der Hochschulen widerspiegelt.“ Die Expertenkommission sieht daher deutliche Entwicklungspotenziale vor allem in den Bereichen Lehre und Verwaltung. Die aktuellen Governancestrukturen der Hochschulen erschweren den weiteren Digitalisierungsprozess. Damit die Digitalisierung insgesamt gelingen kann, müssen die Hochschulen ihre Verwaltung weiter modernisieren. Die Experten sprechen sich dafür aus, die Hochschulen durch die Einführung einer Digitalisierungspauschale bei der Bewältigung dieser Aufgabe zu unterstützen.


Die Expertenkommission Forschung und Innovation wurde 2006 eingerichtet. Sie leistet wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt regelmäßig Gutachten und Empfehlungen zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Als Mitglieder gehören der Kommission neben dem Vorsitzenden Professor Dietmar Harhoff an: die stellvertretende Vorsitzende Professor Monika Schnitzer von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Professor Uschi Backes-Gellner von der Universität Zürich, Professor Christoph Böhringer von der Universität Oldenburg, Professor Uwe Cantner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Professor Katharina Hölzle von der Universität Potsdam.


Nähere Informationen unter http://www.e-fi.de.


Direkt zu den Jahresgutachten
Medienspiegel zur Übergabe des EFI-Jahresgutachtens 2019