INNOVATION –
EINE „NOTIZ ZUR ZUKUNFT“

2019 – ein Jahr der Jubiläen:

500 Jahre seit Leonardo da Vinci,
250 Jahre Napoléon Bonaparte und Alexander von Humboldt,
200. Geburtstag von Queen Victoria,
100 Jahre Weimarer Republik,
70 Jahre Grundgesetz und ...

60 Jahre infas – wir gratulieren!

Wir wurden um eine „Notiz zur Zukunft“ gebeten: Innovation und Zukunft – was bedeutet das für uns alle? Lassen Sie uns gemeinsam überlegen! Was wäre, wenn ...

Was wäre, wenn ein Ticket zum Mond 27 Euro* kosten würde?

*für stolze Besitzer einer SpaceCard 50.

Ein solches Sonderangebot setzt astronomische Sprünge in Innovation und Technologie voraus und ist heute kaum vorstellbar. Ein Sitzplatz zur ISS kostet derzeit 70-80 Millionen US-Dollar – und nur ein Bruchteil der Strecke zum Mond ist geschafft. Derartige Kostensprünge sind aber nicht unmöglich!

1913 wurden als Belohnung für den ersten erfolgreichen Transatlantikflug mehr als 1.25 Millionen US-Dollar ausgelobt. Kein Vergleich mit heutigen Zahlen. Noch größere Verbesserungen sind in anderen Bereichen erzielt worden: Zum Beispiel war Licht im 14. Jahrhundert 12.000-mal so teuer wie heute. Was einst als Privileg der reichsten Herrscher galt, ist uns heute keinen Gedanken mehr wert. Solche Neuerungen sind wahrhaft revolutionär und verändern unser Leben grundlegend.

Revolutionäre Innovationen brauchen neben Erfindungen neuer Produkte und Prozesse auch entsprechende Rahmenbedingungen: Die Deregulierung und Privatisierung der Luftfahrt spielte eine wichtige Rolle für die Reduktion von Flugpreisen. Wird die Entscheidung der NASA, die ISS durch private Anbieter versorgen zu lassen, ähnliche Auswirkungen haben?

Was wäre, wenn die KI in Ihrem Auto über Ihr Leben oder das eines Passanten entscheiden würde - würden Sie einsteigen?

Wenn Ihre Antwort „Nein“ ist, sind wir bei einem sozialen Dilemma angekommen, welches dazu führen könnte, dass die Einführung einer sichereren Technologie verzögert wird.

Zum einen wird prognostiziert, dass autonom fahrende Autos die Anzahl von Todesopfern radikal reduzieren. Zum anderen führen selbstfahrende Autos zu einem Kontrollverlust der Insassen, die einer Maschine die Entscheidung überlassen müssen, wer im Falle eines unvermeidlichen Unfalls zu Schaden kommt.

Das großangelegte Projekt „Moral Machine“ am MIT widmet sich der Verhaltensforschung für Maschinen. Menschen in aller Welt wurden befragt, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten würden, um menschliche Entscheidungen besser verstehen und Maschinen unter Umständen in ähnlicher Weise programmieren zu können.

Wie sollte sich das selbstfahrende Auto in diesen Situationen Ihrer Meinung nach entscheiden?

Eine „richtige“ Antwort können wir Ihnen leider nicht anbieten.

Was wäre, wenn ein Computer Menschen imitieren könnte?

Bereits heute können Maschinen Videos und Bilder erzeugen, die man nicht mehr von der „Realität“ unterscheiden kann.

Selbst hoch kreative Aufgaben, die lange Zeit nur Menschen vorbehalten waren, können heute von Künstlicher Intelligenz bewältigt werden.

Möglicherweise haben Sie selbst schon mit einer Maschine kommuniziert, ohne es zu bemerken.

Heutzutage übernehmen Chatbots auch komplexe Kundenservice-Aufgaben, ohne dass dies den Nutzern auffällt. Dies führt unweigerlich zur Frage, wie man künstliche von menschlicher Intelligenz unterscheiden kann.

Bereits in den 1950er Jahren kam Alan Turing zu dem Schluss, dass künstliche Intelligenz erreicht sei, wenn man in einer Unterhaltung per Tastatur nicht mehr unterscheiden könne, ob man mit einem Menschen oder einer Maschine kommuniziert.

Welche Fragen würden Sie stellen, um herauszufinden, ob es sich bei Ihrem Gegenüber um Mensch oder Maschine handelt? Richard Socher empfiehlt, Fragen zu formulieren, die unscharfe Logik mit Gefühlen verbinden, wie: „Macht Nicolas Cage normalerweise Filme, die Kritiker gut finden?“

Tatsächlich wird es immer schwieriger, Bots von Menschen zu unterscheiden. Deshalb hat die Europäische Kommission einen Verhaltenskodex formuliert: Bots sollten sich immer als solche zu erkennen geben müssen.

Können Sie mit Sicherheit sagen, ob dieser Beitrag von einer Maschine oder einem Menschen erstellt wurde?

Und wenn nicht, würde es einen Unterschied machen?

Was wäre, wenn Sie 500 Millionen Euro zur Verfügung hätten, um Forschung und Entwicklung im Bereich ressourcenschonender Automobil-Antriebssysteme zu fördern - welchen Anteil des Fördergeldes würden sie jeweils in die folgenden Felder investieren?

A) Reine Verbrennungsmotoren

B) Hybridantriebe mit Verbrennungsmotor und unterstützendem Elektromotor

C) Reine Elektromotoren mit Akkus als Spannungsquelle

D) Reine Elektromotoren mit einer Brennstoffzelle als Spannungsquelle

Die Relevanz von Elektromobilität in Kombination mit erneuerbaren Energien ist hinreichend bekannt und elementarer Bestandteil zur Reduktion von Kohlenstoffdioxid.

Jedoch ist es den deutschen Automobilherstellern trotz politischer Maßnahmen bisher nicht gelungen, ihre Dominanz bei Verbrennungsmotoren auf die E-Mobilität zu übertragen.

Die Förderung von Innovationen ist ein komplexes Unterfangen mit weitreichenden Folgen für Politik, Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft. Das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb hat zu obiger Frage mehr als 4.600 Erfinder befragt und über 1.000 Antworten erhalten. Soviel vorweg: Stallgeruch schlägt Rationalität.

Was wäre, wenn die innovativste Doppelseite dieses Buchs einen Preis gewinnen würde - wie würde diese Festschrift dann wohl aussehen?

Wie messen wir Innovation?

Trotz intuitiver Vorstellung von einem innovativen Beitrag liegen objektive Indikatoren zur Bestimmung von Innovation nicht auf der Hand. Wir könnten versuchen, den Input für jede Notiz zur Zukunft - wie Zeitaufwand oder Anzahl beteiligter Personen - zu bestimmen. Aber würde dies der Vorstellung von Innovation mit einem hohen Grad an Neuheit bei gleichzeitiger Zweckhaftigkeit entsprechen? Wahrscheinlich wäre eine Bewertung des Beitrags selbst naheliegender. Wir könnten die Neuheit durch einen Vergleich mit allen anderen Beiträgen dieser Festschrift bestimmen. Wie würden wir jedoch bewerten, ob diese Gestaltungsidee sinnvoll ist? Müssten wir bis zur 70-Jahre-Festschrift mit einer Siegerehrung warten, um zu sehen, ob diese Idee nun häufiger aufgegriffen wird?

Wie fördern wir Innovation?
Um dieses Buch möglichst innovativ zu gestalten, benötigen wir neben der Messung auch ein funktionierendes Anreizsystem für Innovation. Mit der Formulierung der Frage selbst haben wir uns bereits für ein Wettbewerbssystem entschieden: Der beste Beitrag gewinnt. Aber würde ein Geldpreis für den Sieger oder eine öffentliche Anerkennung in Form einer Danksagung im Vorwort eine innovativere Notiz zur Zukunft erzeugen? Oder könnte Wettbewerb gar zu schlechteren Resultaten führen?



Das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb betreibt juristische und ökonomische Grundlagenforschung zu Innovations- und Wettbewerbsprozessen und ihrer Regulierung. Im Mittelpunkt unserer Forschung stehen Anreize und Determinanten für Innovation sowie deren Implikationen. Mit einem herausragenden internationalen Forschungsteam und einer exzellenten wissenschaftlichen und administrativen Infrastruktur, einschließlich unserer renommierten Bibliothek, sind wir Anlaufstelle für Akademiker aus aller Welt und fördern aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Wir informieren und beraten im juristischen und ökonomischen Diskurs auf unparteiischer Grundlage. Als unabhängige Forschungsinstitution stellen wir evidenzbasierte Forschungsergebnisse für Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zur Verfügung.