Impression vom Workshop „Shaping the Internet for the Future“
Veranstaltungsbericht  |  20.07.2022

Shaping the Internet for the Future – Workshop zum Thema Netzneutralität

Am 24. und 25. Juni veranstaltete das Institut einen zweitägigen Workshop, um die Diskussion über die Regeln der Netzneutralität zu führen, zu der alle relevanten Interessengruppen eingeladen waren. Aber auch ganz allgemein ging es um die Frage, wie ein Internet der Zukunft gestaltet werden kann, mit dem das gesamte Potenzial des Internets für das Gemeinwohl genutzt werden kann. 

Impression vom Workshop „Shaping the Internet for the Future“
Impression vom Workshop „Shaping the Internet for the Future“ (Foto: Delia Zirilli)

Im Zusammenhang mit den neuen technologischen Entwicklungen und Geschäftsmodellen im Ökosystem Internet ist die Debatte über die Regeln der Netzneutralität wieder aufgeflammt. So erwägt die Europäische Kommission beispielsweise faire Formen der Bezahlung durch die großen Technologiekonzerne, was zu Schwierigkeiten mit der derzeitigen Verordnung über das offene Internet führen könnte. Es ist zwar sinnvoll, die Regulierung im Lichte neuer Entwicklungen und gesellschaftlicher Bedürfnisse zu überprüfen, doch sollte dies unter Anhörung aller Beteiligten geschehen.


Die Teilnehmenden des Workshops gehörten in den letzten zehn Jahren zu den Hauptakteuren der Debatte. Unter ihnen waren Vertreter öffentlicher Institutionen wie BEREC und Bundesnetzagentur sowie Vertreter der Zivilgesellschaft (Internet Society, Epicenter.works), Think Tanks (WIK) und Forschende aus technischen, wirtschaftlichen und juristischen Disziplinen. Darüber hinaus profitierte die Diskussion von der Teilnahme von Vertreter*innen der Industrie, darunter große Inhalteanbieter (Netflix), Verbände der Internetwirtschaft (eco e.V., ETNO) und Unternehmen, die neue Technologien sowohl auf der Ebene der Internetanwendungen als auch der Infrastruktur entwickeln.  Der Workshop konzentrierte sich auf die EU, brachte aber auch Teilnehmende aus anderen Ländern zusammen, in denen die Netzneutralitätspolitik im Wandel begriffen ist, wie beispielsweise in den USA und im Vereinigten Königreich.


Mehr oder weniger Regulierung: Rendite versus Offenes Internet


Die Diskussionen machten deutlich, dass die Debatte über die Netzneutralität noch lange nicht abgeschlossen ist und weiterhin polarisiert, so dass faktengestützte Argumente notwendiger sind denn je. Eine der wichtigsten Fragen, die nach wie vor unbeantwortet ist, lautet, wie ausreichende Anreize geschaffen werden können, um Investitionen in die Infrastruktur des Internets sowie Innovationen in dem sich schnell entwickelnden Ökosystem Internet zu fördern. Während einige die Notwendigkeit sehen, die Regulierung zu lockern, um eine stärkere Preisdifferenzierung zu ermöglichen und damit die Rendite für die Beteiligten zu erhöhen, sind andere der Meinung, dass die hart erkämpften Regeln zur Netzneutralität in der EU-Verordnung zum offenen Internet beibehalten werden sollten. 


Ein weiteres zentrales Thema ist die Präsenz von großen Technologieunternehmen im Ökosystem Internet. Einerseits haben diese Unternehmen begonnen, ihre eigenen privaten Netze zu entwickeln, was die Frage aufwirft, ob es zwei verschiedene Netzwerke gibt, ein privates und weitgehend unreguliertes und ein öffentliches, das der Regulierung unterliegt. Andererseits ist die Debatte über faire Beiträge erneut aufgelebt, wonach große Anbieter von Inhalten im Verhältnis zu ihrer Nutzung des Netzes zahlen sollten. Dieser erneute Vorstoß erfolgte in Form der Veröffentlichung einer von ETNO in Auftrag gegebenen Studie über die sozioökonomischen Vorteile eines gerechteren Verhältnisses zwischen Tech-Giganten und Telekommunikationsbetreibern. Das Argument ist, dass dies die Finanzierung der Investitionen ermöglichen würde, die für die Einführung der 5G-Technologie erforderlich sind. Je nachdem, wie ein fairer Beitrag gewährleistet wird, könnte dies das etablierte Netzneutralitätssystem in der EU stören und stößt bei vielen Interessengruppen auf heftigen Widerstand.


Schlussfolgerung und Ausblick


Eine generelle Schlussfolgerung des Workshops ist, dass das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb aufgrund seiner Unabhängigkeit in einer guten Position ist, um die Debatte von einem akademischen und neutralen Standpunkt aus zu führen. Vor diesem Hintergrund lieferte der Workshop Erkenntnisse, die es dem Institut ermöglichen, eine neue Forschungslinie weiterzuentwickeln, die einen grundlegenden Teil des Diskurses über die digitale Wirtschaft darstellt.

Teilnehmende des Munich Summer Institute 2022 in der großen Halle am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, München
Veranstaltungsbericht  |  08.07.2022

Munich Summer Institute 2022 – endlich wieder in Präsenz!

Zum ersten Mal seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie fand das Munich Summer Institute vom 8. bis 10. Juni 2022 wieder als Präsenz­veranstal­tung statt. Nach über zwei Jahren mit zahllosen virtuellen Meetings freuten sich die gastgebenden Institutionen besonders, die MSI-Community wieder live in München begrüßen zu können. 120 Teil­nehmende erlebten drei Tage interdisziplinärer Forschung mit drei Keynote-Vorträgen, 17 Vollpräsentationen wissenschaftlicher Papiere und 34 Poster-Slam-Präsentationen.

Teilnehmende des Munich Summer Institute 2022 in der großen Halle am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, München
Teilnehmende des Munich Summer Institute 2022 in der großen Halle am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb

Am ersten Veranstaltungstag erörterte die Hauptrednerin Hanna Halaburda (NYU) auf erfrischende Weise, ob Bitcoin uns helfen kann, umweltfreundlicher zu werden. Die Präsentationen der Papers und Poster an diesem Tag konzentrierten sich auf die Themen „Datenschutz & Information“, „Digitalisierung, Strategie & Organisation“, „Medien“ und „Marktdynamik“.


Der zweite Tag befasste sich zunächst mit den Themen „Startups“, dem „Gender Gap“ sowie  „Entrepreneurship & Innovation“. Die Keynote hierzu hielt Nicola Lacetera (University of Toronto) zu  “Trust and Social Support: Rethinking the Economics of Innovation in the Age of AI”. Im Anschluss widmeten sich die Teilnehmenden den Bereichen „Information“ und „Arbeit“.


Der dritte Tag bot erst Einsichten in den Themenbereich „Anreize“ und beschäftigte sich dann mit dem Paradoxon der Regulierung des Datenschutzes. Melissa Wassermann (University of Texas Austin) sprach in ihrer Keynote, gestützt auf Erkenntnisse aus der pharmazeutischen Patentprüfung, über Investitionen in die Ex-Ante-Regulierung. Der letzte Poster-Slam stand im Zeichen von IP aus juristischer und ökonomischer Perspektive, Innovation und Digitalisierung. Das MSI 2022 endete mit Präsentationen zu Plattform-Regulierung und Arzneimittelpatenten.


Das Munich Summer Institute zielt seit seiner Premiere im Jahr 2016 darauf ab, die Vernetzung innerhalb einer internationalen und interdisziplinären Gemeinschaft von Forschenden zu fördern. Dementsprechend wurde die Konferenz gemeinsam vom Center for Law & Economics der ETH Zürich (Stefan Bechtold), dem Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb (Dietmar Harhoff), den Lehrstühlen für  Technologie- und Innovationsmanagement und Innovationsökonomik an der TUM (Joachim Henkel und Hanna Hottenrott) sowie dem ISTO an der LMU (Jörg Claussen und Tobias Kretschmer) organisiert.


Wir danken allen Mitwirkenden, besonders den Vortragenden, Ko-Referierenden und Teilnehmenden für ein wirklich gelungenes MSI 2022 und freuen uns jetzt schon auf das Munich Summer Institute 2023, das von 24. bis 26. Mai 2023 stattfinden wird!


Zur Nachlese des kompletten Programm des MSI 2022 geht es hier.

Josef Drexl während seines Eröffnungsvortrags zum Start der Max Planck Partnergroup Senegal. (Foto: Université Virtuelle du Senegal)
Veranstaltungsbericht  |  05.04.2022

Offizielle Eröffnungsveranstaltung der Max-Planck-Partnergruppe im Senegal

Am 16. und 17. März 2022 fand in Dakar, Senegal, die Eröffnungsveranstaltung zur Gründung der Max Planck Partnergruppe an der Université Virtuelle du Sénégal, kurz UVS, statt. Zum Start ihrer wissenschaftlichen Aktivitäten veranstaltete die Forschungsgruppe einen Kick-off-Workshop zum Thema “Access, Data Sharing and Sustainable Development Goals: A Overview from the Senegal's Point of View”.

Josef Drexl während seines Eröffnungsvortrags zum Start der Max Planck Partnergroup Senegal. (Foto: Université Virtuelle du Senegal)
Josef Drexl während seines Eröffnungsvortrags zum Start der Max Planck Partnergroup Senegal. (Foto: Université Virtuelle du Senegal)

Anlässlich der feierlichen Eröffnungsveranstaltung vor dem Workshop hielt Josef Drexl, Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, einen Vortrag zum Thema « Marchés numériques, droit de la concurrence et développement éconmique » (Digitale Märkte, Kartellrecht und ökonomische Entwicklung). Die Veranstaltung wurde live über die Plattform YouTube gestreamt und ist dort auch noch abrufbar.


Mit der Gründung der Forschungsgruppe verbindet die UVS die Hoffnung, dass die eigene strategische Ausrichtung gestärkt wird und das erste Projekt nur der Anfang einer langen Partnerschaft zwischen beiden Institutionen ist, wie die UVS auf Twitter schreibt.


Mit dem Projekt “Access, Data Sharing and Sustainable Development Goals: Regulation of the Data Economy in Emerging Economies” will das Institut gemeinsam mit Partnern aus Schwellenländern Ratschläge zur Gestaltung des optimalen Regulierungsrahmen für das Datenteilen zur Förderung nachhaltige Entwicklung in den Ländern des globalen Südens entwickeln. Neben der UVS gehören zu den Forschungspartnern auch Universitäten in Indien und Brasilien.

3. SIPLA-Konferenz, 16.03.2022, Buenos Aires, Argentinien
Veranstaltungsbericht  |  23.03.2022

Dritte SIPLA-Jahrestagung: Innovation als Schlüsselkomponente für nachhaltige Entwicklung

Welche Rolle können Innovationen bei der Lösung grundlegender Herausforderungen der Menschheit – Klimawandel, Ernährung und Gesundheit der Weltbevölkerung – spielen? Liefern neue Technologien einen strategischen Beitrag für nachhaltige Entwicklungen – und wo liegen die Potentiale von Lateinamerika? Mit diesen Fragen befassten sich die Teilnehmenden der dritten Jahrestagung der Forschungsinitiative “Smart IP in Latin America” (SIPLA) des Instituts, die am 16. März in Buenos Aires stattfand.

3. SIPLA-Konferenz, 16.03.2022, Buenos Aires, Argentinien
3. SIPLA-Konferenz, 16.03.2022, Buenos Aires, Argentinien

Da die Länder Lateinamerikas dank gewisser Ressourcen über ein erhebliches Innovationspotenzial im Bereich der nachhaltigen Technologien verfügen, lag der Fokus der Konferenz auf den spezifischen Anreizen, die entsprechende Innovationen in der Region befördern können. Reto Hilty, Direktor am Institut, und Diego Hurtado, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation, eröffneten die Veranstaltung.


Die Debatte umfasste drei Panels: Eines mit Vertretern verschiedener lateinamerikanischer Start-ups, ein Panel mit Expertinnen und Experten aus den Wirtschaftswissenschaften sowie ein Panel mit Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftlern. Die wissenschaftlichen Panels erörterten mit unterschiedlichen, sich ergänzenden Ansätzen die Fragen, wie Innovationen im Bereich der nachhaltigen Technologien gefördert werden können.


Das erste Panel konzentrierte sich auf die Frage, in welchen Bereichen die eingeladenen Start-ups aus sechs lateinamerikanischen Ländern besonders innovativ sind. Ebenso wurden die rechtlichen und ökonomischen Schwierigkeiten thematisiert, mit denen Gründerinnen und Gründer, aber auch etablierte Unternehmen konfrontiert sind. Außerdem wurde untersucht, inwieweit staatliche oder anderweitige Förderungen ausschlaggebend waren und so zum wirtschaftlichen Wachstum beitragen konnten.


Das ökonomische Panel befasste sich mit der Frage, wie Anreize erschaffen oder erhöht werden können, um in den Bereichen nachhaltigkeitsorientierter Technologien innovativ tätig zu sein. Auch die Betrachtung, welche Faktoren sich positiv oder negativ auf die Investitionsbereitschaft privater Akteure auswirken und welche Folgerungen daraus in regulatorischer Hinsicht gezogen werden können, beschäftigte die Wirtschaftswissenschaftler.


Im dritten Panel setzten sich Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit den juristischen Rahmenbedingungen auseinander, die nicht nur Anreize, sondern ebenso Hindernisse für eine nachhaltige Entwicklung darstellen können. Zudem wurde die Komplexität dieser Rahmenbedingungen hervorgehoben und die Schwierigkeiten von Start-ups eingegangen, diese einzuhalten.


Das enorme Interesse, das dieses Thema auf sich zieht, schlug sich auch in der Zahl der Teilnehmenden nieder: Knapp 1.000 Personen nahmen an der hybriden Konferenz teil, wie das argentinische Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation mitteilte. Das Ministerium fungierte als Co-Veranstalter und war gleichzeitig auch Veranstaltungsort dieser Konferenz.


SIPLA - Smart IP for Latin Armerica

Veranstaltungsbericht  |  14.01.2022

RISE4 Workshop 2021 – Zwei Tage intensiver wissenschaftlicher Austausch für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Am 6. und 7. Dezember 2021 nahmen mehr als 40 internationale Nachwuchsforscherinnen und ‑forscher von über 30 Universitäten aus der ganzen Welt am 4. Research in Innovation, Science and Entrepreneurship Workshop (RISE4) teil.

Die zweitägige Veranstaltung wurde wieder von Promovierenden der Abteilung Innovation and Entrepreneurship Research unter der Leitung von Dietmar Harhoff organisiert, um jungen Forschenden die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeiten zu präsentieren und zu diskutieren.


Aufgrund der aktuellen pandemischen Lage fand der diesjährige Workshop online statt. Dies war jedoch kein Hindernis, ein spannendes Programm zu bieten. Elf Promovierende präsentierten ihre Arbeiten zu den Themen “Economics of Innovation, Science and Entrepreneurship”. Jedem Vortrag folgte eine Diskussion mit erfahrenen Forscherinnen und Forschern. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die inspirierende Keynote von Catherine Tucker, der Sloan Distinguished Professorin für Management Science and Marketing an der MIT Sloan School of Management.


Der Workshop wurde mit einer Session zum Thema Entrepreneurship eröffnet. Der erste Vortrag war Forschungsergebnissen zu Ausbildungsprogrammen für Jungunternehmer mit Wachstumspotenzial im Kontext eines Entwicklungslandes gewidmet. Der zweite Vortrag befasste sich mit dem Verständnis von probabilistischem Denken im Unternehmertum und den Auswirkungen der Anwendung einer wissenschaftlichen Methode zur Entscheidungsfindung in einem unternehmerischen und unsicheren Kontext.


Höhepunkt des ersten Tages war die Keynote von Catherine Tucker. Sie stellte Forschungsergebnisse zum Thema Datengetriebene Wirtschaft und Ungleichheit vor. Dies regte eine interaktive Diskussion darüber an, wie Daten einerseits zu Ungleichheit führen können und wie sie andererseits verwendet werden können, um Ungleichheit zu reduzieren.


Es folgte eine Session zum Thema Global Science. Zunächst wurde eine Arbeit über die Auswirkungen eines groß angelegten, staatlich geförderten Programms zur Rekrutierung herausragender Forschender auf die chinesische Forschungsproduktivität präsentiert. Ein weiteres interessantes Thema im Kontext von Global Science war eine Lebenszyklusanalyse zur Frage, wie die Migration von Forschenden sich auf die Entwicklung ihrer Forschungsinteressen auswirkt.


Der zweite Tag begann mit Einblicken in die Determinanten von Innovation in Unternehmen. Zum Auftakt des Workshop-Tages sprachen junge Forschende über Startups, Unicorns und den lokalen Pool an Erfindern ‒ sie zeigten, dass wachstumsstarkes Unternehmertum von der Verfügbarkeit des Humankapitals an hochqualifizierten Erfinderinnen und Erfindern abhängt. Ein zweiter Vortrag befasste sich mit der Frage, wie Metriken die Innovationsrate und -richtung in Unternehmen beeinflussen, was am Beispiel der Automobilsicherheit mittels Daten aus der US-Automobilindustrie gezeigt wurde.


Die nächste Session untersuchte das Thema Datenschutz und Innovation. Anhand von Daten aus dem Bereich des Mobile Gaming wurde die Frage erörtert, ob der Schutz der Privatsphäre von Nutzenden Innovationen in Plattform-Ökosystemen hemmt. Der Workshop beschäftigte sich anschließend mit Innovation im Zusammenhang mit datengetriebener Forschung und diskutierte die Konsequenzen, mit denen zu rechnen ist, wenn durch die Einbindung von Maschinellem Lernen in die Wissensproduktion nicht alle Schritte der Wissensproduktion nachvollziehbar werden ‒ dem sogenannten „Blackboxing“. Schließlich befassten sich Forschende mit den Determinanten von Ideenfindung und Innovation, indem sie Nachweise erbrachten, welche Rolle die Stärkung von Eigentumsrechten bei der Förderung neuer Ideen spielt, und stellten sich der Frage, ob Expertinnen und Experten sich durch das Begutachten von Forschungsprojekten neues Wissen aneignen.


Das komplette Programm mit allen Themen finden Sie hier sowie weitere Eindrücke auf Twitter unter #RISE4Workshop.


Die RISE Workshop-Reihe zielt darauf ab, eine ausgewählte Anzahl herausragender Forschungsarbeiten von Promovierenden und Junior Postdocs eingehend zu diskutieren, Feedback zu geben sowie sich mit Kolleginnen und Kollegen anderer Forschungsinstitutionen zu vernetzen. Dementsprechend bringt der Workshop junge Forschende aus der ganzen Welt mit Forschenden der Münchner Innovation Community zusammen.


Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden, der Keynote-Sprecherin, den Diskutanten und Vortragenden für einen wirklich herausragenden RISE4 Workshop 2021. Unser besonderer Dank gilt allen, die so engagiert an der Organisation mitgewirkt haben, vor allem Svenja Frieß, Klaus KellerKathrin Wernsdorf und Ann-Christin Kreyer. Wir freuen uns bereits auf den RISE5 Workshop 2022 – dann hoffentlich wieder in Präsenz am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb im München.

“New directions in the European Union’s innovation policy?” Alumni Verein Max Planck Institut für Innovation und Wettbewerb
Veranstaltungsbericht  |  10.07.2021

Neue Richtungen in der Innovationspolitik der EU? – 17. Jahrestagung des Instituts gemeinsam mit dem Alumni-Verein

Am 9. Juli 2021 fand die diesjährige Alumni-Konferenz zum Thema “New Directions in the European Union’s Innovation Policy?” statt. Im Rahmen von zwei Panels mit insgesamt vier Keynotes erörterten die Teilnehmenden Fragen der Wettbewerbs- und IP-Politik der Europäischen Union aus interdisziplinärer Perspektive.

“New directions in the European Union’s innovation policy?” Alumni Verein Max Planck Institut für Innovation und Wettbewerb
Am 9. Juli fand die 17. Jahrestagung des Instituts gemeinsam mit dem Alumni-Verein statt.

In welche Richtung geht die Innovationspolitik der Europäischen Union? Können Gesetzgebungsvorhaben wie der Digital Markets Act (DMA) Europa fit machen für das digitale Zeitalter? Ist der europäische IP-Rechtsrahmen angesichts der technologischen Disruption noch geeignet, seine fundamentalen Funktionen zu erfüllen? Diesen Fragen widmete sich die diesjährige Alumni-Konferenz, die am 9. Juli zum 17. Mal vom Institut in Zusammenarbeit mit dem „Förderverein Freunde und ehemalige Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb“ ausgerichtet wurde.
 

Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie fand die Veranstaltung zum ersten Mal in einem Online-Format statt. Forschende und Alumni des Instituts sowie externe Gäste aus aller Welt nutzten die Gelegenheit für fruchtbare Diskussionen über den aktuellen und künftigen rechtlichen und politischen Rahmen für Innovation und Wettbewerb in digitalen Märkten in Europa. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Grußworte von der Vorsitzenden des Alumni-Vereins, Federica Togo, sowie vom Geschäftsführenden Direktor des Instituts, Josef Drexl.


Die Wettbewerbspolitik der Europäischen Union
 

Das erste Panel, das vom Direktor der ökonomischen Abteilung des Instituts, Dietmar Harhoff, geleitet wurde, widmete sich der Wettbewerbspolitik der EU. Christina Caffarra, Senior Consultant bei Charles River Associates und Gastprofessorin am University College in London, begann mit einem kritischen Blick auf die aktuelle Wettbewerbslandschaft und die Durchsetzung des Wettbewerbsrechts in der digitalen Welt. Sie äußerte im Rahmen ihrer Keynote massive Bedenken, unter anderem bezüglich eines strukturellen Vollzugsdefizits verbunden mit unzureichender Regulierung, die Datenschutzbedenken nicht ausreichend berücksichtigt. Ihr Beitrag enthielt einen kritischen Blick auf den Vorschlag für einen Digital Markets Act (DMA) und weitere Gesetzgebungsvorhaben im Vereinigten Königreich, den USA und Deutschland und warf die Frage auf, ob der aktuelle regulatorische Rahmen geeignet ist, Innovation zu fördern.
 

In der zweiten Keynote des ersten Panels befasste sich Rupprecht Podszun, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, deutsches und europäisches Wettbewerbsrecht und Direktor des Instituts für Kartellrecht an der Universität Düsseldorf, mit dem Thema “Taking Decisions on Regulating Big Tech”. Er sprach sich für einen prinzipienorientierten Ansatz aus, den politische Entscheidungsträger verfolgen sollten, wenn sie wettbewerbsrechtliche Regeln gegenüber den großen Tech-Unternehmen durchsetzen. Die Präsentation legte ihre Schwerpunkte unter anderem auf die Frage, woher derartige Prinzipien kommen könnten (etwa aus Verfassungsdokumenten) sowie auf das Verhältnis zwischen Wettbewerbsrecht und grundrechtlichen Fragen, wie dem Schutz personenbezogener Daten, Nachhaltigkeit und dem Schutz der Konsumentenautonomie. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Marktmodelle erläuterte er in seiner Keynote verschiedene Interventionsmöglichkeiten.
 

Die Diskussion im Anschluss an die beiden Vorträge drehte sich unter anderem um die Frage, welche Ziele der Digital Markets Act verfolgt (falls überhaupt Ziele auszumachen sind). Diskutiert wurde auch die Frage, wie sich eine Wettbewerbspolitik rechtfertigen lässt, die darauf abzielt, Konsumenten zur Sicherstellung des Wettbewerbs mehr Souveränität und Wahlmöglichkeiten zu geben während sie gleichzeitig durch die Regulierung der großen Tech-Giganten den Komfort für eben jene Konsumenten einschränkt.


Die europäische IP-Politik
 

Das zweite Panel, das von Reto M. Hilty, Direktor in der juristischen Abteilung des Instituts, moderiert wurde, widmete sich der IP-Politik der EU. Katharine Rockett, Professorin an der Universität von Essex, legte in ihrer Keynote die ökonomischen Grundlagen für Schutzrechte dar, die in Bezug auf Daten oder Künstliche Intelligenz bestehen könnten. Sie zeigte zunächst die generellen Voraussetzungen auf, unter denen Schutzrechte für Daten gerechtfertigt sein könnten und legte dabei einen besonderen Schwerpunkt auf Fragen der Lizenzierung und Verbreitung. Nachdem sie erläutert hatte, wie sich Daten von traditionellen immaterialgüterrechtlichen Schutzgegenständen unterscheiden und welche Konsequenzen das für die Ausgestaltung des Immaterialgüterrechts hat, schloss sie ihren Vortrag mit einigen Überlegungen, wie Künstliche Intelligenz traditionelle IP-Paradigmen verändern könnte.
 

Aufbauend auf dieser ökonomischen Grundlage nutzte Matthias Leistner, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht und Recht des Geistigen Eigentums mit Informationsrecht und IT-Recht an der Universität München, seine Keynote, um aus rechtwissenschaftlicher Perspektive einen Überblick sowohl über die bestehende IP-rechtliche Situation in der EU als auch über anstehende Reformen zu geben. Vor dem Hintergrund eines neu aufkommenden Zugangs- und Portabilitäts-Paradigmas in der Gesetzgebung der EU, setzte er sich sowohl mit dem de lege lata Datenbankwerkschutz im Urheberrecht als auch mit dem sui-generis-Schutz für Datenbanken sowie mit Regeln zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen kritisch auseinander. Er wies insbesondere auf die Notwendigkeit hin, den sui-generis-Datenbankschutz abzuschaffen oder zumindest grundlegend zu reformieren. Anschließend gab Leistner einen Ausblick, wie die Europäische Kommission dies angehen möchte sowie auf andere Probleme im Zuge des anstehenden Data Act.
 

Die anschließende lebhafte Diskussion drehte sich unter anderem um das Problem übermäßig komplexer und sich überschneidender Regulierungsebenen zum Nachteil kleiner Marktteilnehmer, die Möglichkeit der Einführung neuer Registrierungssysteme für noch nicht registrierte Schutzrechte und den Vorteilen eines stärker wettbewerbsrechtlich orientierten Ansatzes zum Schutz von Datenbanken.

Veranstaltungsbericht  |  15.01.2021

RISE3 Workshop 2020 – Zwei Tage intensiver wissenschaftlicher Austausch für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Am 17. und 18. Dezember 2020 nahmen 40 internationale Nachwuchsforscherinnen und -forscher von über 25 Universitäten aus ganz Europa, den USA und Kanada am 3. Research in Innovation, Science and Entrepreneurship Workshop (RISE3) teil.

Bereits zum dritten Mal wurde die zweitägige Veranstaltung von Promovierenden und Postdocs der Abteilung Innovation and Entrepreneurship Research organisiert, um jungen Forschenden die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeiten zu präsentieren und diskutieren.


In Anbetracht der aktuellen globalen Gesundheitskrise fand der diesjährige Workshop online statt. Dies war jedoch kein Hindernis, ein spannendes Programm zu bieten. Elf Promovierende präsentierten ihre Arbeiten zu den Themen “Economics of Innovation, Science and Entrepreneurship” mit verschiedenen methodischen Ansätzen. Jedem Vortrag folgte eine Diskussion mit erfahrenen Forscherinnen und Forschern. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die inspirierende Keynote von Rosemarie Ziedonis, Professorin an der Questrom School of Business der Boston University, und Sina Khoshosokhan, Assistenzprofessor an der Leeds School of Business der University of Colorado Boulder.


Am ersten Tag wurde der Workshop mit einer Session zu geistigen Eigentumsrechten mit Themen in den Bereichen Patente und Markenrechte eingeleitet. Es folgten zwei Sessions zu den Themenbereichen “Science of Science” sowie Individuen in der Wissensökonomie. Die Vortragenden präsentierten Forschungsergebnisse zur strategischen Gestaltung und Formulierung von Patenten, zur Frage ob eine konsequente Durchsetzung von Markenrechten vor Produktfälschungen schützen kann, zur Wirkung von staatlicher Förderung auf Folgeinnovationen sowie zu den Auswirkungen von freiwilligen Arbeitnehmervertretungen auf die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Der letzte Vortrag des Tages beleuchtete den Gender-Gap im Innovationsbereich, indem geschlechtsspezifisch unterschiedliche Reaktionen auf frühe Patentablehnungen analysiert wurden.


Höhepunkt des ersten Tages war die Keynote von Rosemarie Ziedonis und Sina Khoshoskhan. Sie stellten Resultate aus ihrem umfassenden Projekt “Forty Years of Research on Intellectual Property and Innovation: Dominant Themes and New Horizons” vor ‒ eine Zeitreise durch vierzig Jahre Forschung zu geistigem Eigentum und Innovation. Dies regte eine interaktive Diskussion darüber an, was wissenschaftliche Aufsätze interessant macht, wie sie die Zeit erfolgreich überdauern und was dazu führt, dass sie als bahnbrechend für die gesamte Disziplin gesehen werden.


Der zweite Tag bot interessante Einblicke in Themen rund um Firmenstrategien zur Gestaltung von Innovation, zu Übernahmen und Investitionen im Bereich Innovation sowie zu künstlicher Intelligenz und Innovation. Junge Forscherinnen und Forscher präsentierten Forschungsarbeiten zu globalen Innovationsstrategien multinationaler Unternehmen, Innovationseffekten von Killer-Akquisitionen und den Auswirkungen von Angel-Investments auf Innovation in Unternehmen. In der letzten Session konzentrierten sich die Forschenden auf die Frage, wer KI angesichts des unterschiedlichen Zugangs zu Rechenleistung prägt, sowie auf die Wachstumsbarrieren, auf die Unternehmen bei der Entwicklung von KI stoßen.


Das komplette Programm mit allen Themen finden Sie hier sowie weitere Eindrücke auf Twitter unter #RISE3Workshop.


Die RISE Workshop-Reihe zielt darauf ab, eine ausgewählte Anzahl herausragender Forschungsarbeiten von Promovierenden und Junior Postdocs eingehend zu diskutieren, Feedback zu geben sowie sich mit Kolleginnen und Kollegen anderer Forschungsinstitutionen zu vernetzen.


Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden, Hauptrednerin und -redner, den Diskutanten und Vortragenden für einen wirklich herausragenden RISE3 Workshop 2020. Unser besonderer Dank gilt allen, die so engagiert an der Organisation mitgewirkt haben, vor allem Cristina Rujan, Timm Opitz, Kathrin Wernsdorf und Felix Poege. Wir freuen uns bereits auf den RISE4 Workshop 2021 – dann hoffentlich wieder in Präsenz am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb im München.

“International Conference on Trade Secret Protection“ Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb . Luc Desaunettes-Barbero
Veranstaltungsbericht  |  12.01.2021

“International Conference on Trade Secret Protection” – Neue Wege für Asien

Da der Schutz von Geschäftsgeheimnissen in Asien bislang wissenschaftlich wenig erforscht ist, hat sich das Institut im Dezember 2020 an der Organisation der “International Conference on Trade Secret Protection” in Taiwan beteiligt. Im Fokus des Programms standen insbesondere die Praktiken für den Geheimnisschutz in verschiedenen asiatischen Rechtsordnungen sowie das Modell der Europäischen Union.

“International Conference on Trade Secret Protection“ Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb . Luc Desaunettes-Barbero
Agenda der “International Conference on Trade Secret Protection”, die im Dezember 2020 in Taiwan stattfand.

Das Recht zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen – auch in Asien. Dennoch gibt es aus asiatischen Staaten bislang kaum systematische Untersuchungen dazu.


Um die verschiedenen regulatorischen Ansätze für den Geheimnisschutz vertiefter diskutieren zu können, hat sich das Institut als Mitveranstalter an der “International Conference on Trade Secret Protection” beteiligt, die im Dezember vergangenen Jahres gemeinsam mit der Singapore Management University, der National Taiwan University und der Taiwan Intellectual Property Law Association organisiert wurde. Die Teilnehmer konnten die Veranstaltung auch per Live-Stream verfolgen.


Im Fokus des Programms stand eine detaillierte Analyse von Gesetzgebung und Rechtsprechung in zehn asiatischen Staaten. Vertreten waren dabei sowohl Rechtsysteme, die in einer zivilrechtlichen Tradition stehen, wie die der VR China, Japans und Koreas, als auch solche, die auf der Common Law Tradition aufbauen, etwa Hongkong, Indien und Singapur. Diskutiert wurden unter anderem die Gültigkeit und der Umfang von Vertraulichkeits- und Wettbewerbsverbotsklauseln, die Beweislast für Geschäftsgeheimnisse und deren Verletzung sowie eine strafrechtliche Verfolgung bei der Verletzung von Geschäftsgeheimnissen.


Um asiatischen Staaten als mögliche Orientierungshilfe in weiteren Gesetzgebungsprozessen zu dienen, stand zudem das Modell der Europäischen Union im Fokus der Veranstaltung. Luc Desaunettes-Barbero, der als Vertreter des Instituts online an der Konferenz teilnahm, gab einen Überblick über den Rechtsschutz von Geschäftsgeheimnissen in der Europäischen Union und verdeutlichte diesen anhand von praktischen Beispielen für die Umsetzung in einzelnen Mitgliedstaaten, insbesondere in Deutschland und Frankreich.

An der Online-Konferenz “Fostering Innovation in Europe - Intellectual Property Policies and Law“ von der EIPIN Innovation Society und EUIPO nahmen Josef Drexl,Niccolò Galli, Vicente Zafrilla Diaz-Marta und Letizia Tomada teil
Veranstaltungsbericht  |  22.07.2020

“Fostering Innovation in Europe”: Virtueller wissenschaftlicher Austausch für junge Forschende

Im Rahmen der Online-Konferenz “Fostering Innovation in Europe - Intellectual Property Policies and Law” hatten 14 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des European Joint Doctorate-Projekts der EIPIN Innovation Society die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse vorzustellen.

An der Online-Konferenz “Fostering Innovation in Europe - Intellectual Property Policies and Law“ von der EIPIN Innovation Society und EUIPO nahmen Josef Drexl,Niccolò Galli, Vicente Zafrilla Diaz-Marta und Letizia Tomada teil
Die Online-Konferenz “Fostering Innovation in Europe”  gab 14 jungen Forschenden die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Foto: EIPIN/EUIPO

Ungeachtet der Schwierigkeiten, die der Covid-19-Ausbruch mit sich gebracht hat, bleibt das European Joint Doctorate-Projekt der EIPIN (European Intellectual Property Institutes Network) Innovation Society seinen wichtigsten Zielen verpflichtet: Qualitativ hochwertige Dissertationsarbeiten zu unterstützen, die die Rolle von Immaterialgüterrechten als komplexes adaptives System für den Innovationsprozess untersuchen. Im Rahmen der Online-Konferenz “Fostering Innovation in Europe - Intellectual Property Policies and Law” konnten am 25. Juni alle 14 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die derzeit ihre Doktorarbeiten abschließen, ihre Forschungsergebnisse vorstellen. Bei der Organisation durfte EIPIN auf die Unterstützung des Europäischen Amtes für geistiges Eigentum (EUIPO) in Alicante bauen. Als Partnerorganisation von EIPIN fungierte das Amt auch als offizieller Gastgeber der Konferenz.


Nachdem das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb zu den Trägerinstitutionen des EIPIN Innovation Society-Projekts gehört, leisteten vier Institutsmitglieder einen aktiven Beitrag zu der Konferenz. Professor Josef Drexl, Geschäftsführender Direktor des Instituts, moderierte das Panel “Intellectual Property as a Complex Adaptive System” (Panel 1). Gemeinsam mit den jungen Forschenden diskutierte er das Verhältnis zwischen Immaterialgüterrechten und Innovation und hob das Spannungsverhältnis zwischen Anreizsystemen und dem Zugang zu immateriellen Gütern als wichtigsten Innovationsantrieb, insbesondere in Spitzentechnologien wie Künstlicher Intelligenz, hervor. Zudem stellten die drei Forschenden Niccolò Galli, Vicente Zafrilla Diaz-Marta und Letizia Tomada, deren Dissertationsprojekte zu einem erheblichen Teil durch das Institut betreut werden, während der Konferenz ihre Forschungsarbeiten vor.


Die Forschungsergebnisse im Überblick
 

Im Rahmen des ersten Panels stellte Niccolò Galli seine Forschungsergebnisse über das Zusammenspiel zwischen Patent Aggregation, Innovation und dem EU-Wettbewerbsrecht in den Mittelpunkt. Unter Verzicht auf negativ besetzte Begriffe wie Patenttrolle, plädierte er für eine verhaltensbasierte Neudefinition des Phänomens der Patent Aggregation im Sinne eines Aufbaus von ITK-Patentportfolien für eine anschließende Nutzung außerhalb des produzierenden Gewerbes. Aufbauend auf einer derartigen Neudefinition entwickelte er einen analytischen Rahmen, um innerhalb einer wettbewerbsrechtlichen Untersuchung zu bewerten, wie sich Patent Aggregation auf Innovation auswirken kann.


Während des Panels “Governance of Production and Technologies” (Panel 2) fokussierte sich Vicente Zafrilla Diaz-Marta auf einen sehr spezifischen – und durchführbaren – Vorschlag, um eine zu hohe oder zu geringe Offenlegung von standardessentiellen Patenten (Standard Essential Patents, SEPs) im Rahmen von Standardisierungsorganisationen zu vermeiden. Seine Empfehlung stützt sich auf die Ziele des Offenlegungssystems – in erster Linie den Marktzutritt neuer Anbieter sicherzustellen, in zweiter Linie Implementierer zu Lizenzierungszwecken zu informieren. Sie balanciert die Anreize und Dynamiken aus, die die Inhaber standardessentieller Patente zu einer Unter- oder Überdeklarierung von SEPs animieren beziehungsweise sie abschrecken könnten, ein entsprechendes Verhalten an den Tag zu legen.


Während des Panels “Adjudication, Justice and Enforcement” (Panel 3) präsentierte Letizia Tomada einen Teil ihrer Forschungsergebnisse über die Auswirkungen, die die Gründung des Einheitlichen Patentgerichts (EPG) auf die Innovationen von Start-ups haben könnte. Sie analysierte einige Besonderheiten des EPG, die starke etablierte Unternehmen gegenüber finanziell schwächeren Start-ups begünstigen könnten. Die Diskussion drehte sich um den Mangel an Nähe zum tatsächlichen Gerichtsstand und den territorialen Anwendungsbereich der Rechtsprechung. Zuletzt stellte sie in ihrer Diskussion mögliche Änderungen des „Übereinkommens über ein Einheitliches Patentgericht“ vor, die das bestehende Ungleichgewicht abmildern könnten.


Weitere Informationen zum Doktorandenprogramm sind auf der Website der EIPIN Society erhältlich.


This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under the Marie Skłodowska-Curie grant agreement no 721 733.

14th Workshop on the Organisation, Economics and Policy of Scientific Research
Veranstaltungsbericht  |  13.07.2020

14th Workshop on the Organisation, Economics and Policy of Scientific Research – Zwei Tage reger wissenschaftlicher Austausch im virtuellen Raum

Das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb war am 9. und 10. Juli 2020 Gastgeber des gemeinsam mit der TU München und dem BRICK/Collegio Carlo Alberto, Turin, organisierten jährlichen “Workshop on the Organisation, Economics and Policy of Scientific Research”.

14th Workshop on the Organisation, Economics and Policy of Scientific Research

Der Workshop wurde ursprünglich in Turin ins Leben gerufen, wird aber mittlerweile auch an anderen bedeutenden Forschungsstandorten wie am Centre for Research on Entrepreneurship and Innovation der University of Bath (2018) und am GREThA der Université de Bordeaux-CNRS (2019) ausgetragen.


Aufgrund der derzeitigen Pandemie-Situation fand die Veranstaltung, die zunächst für Ende April geplant war, nun erstmals sehr erfolgreich im Online-Format statt. Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Michael E. Rose, Senior Research Fellow in der Abteilung Innovation and Entrepreneurship Research, und der Co-Organisatorin Hanna Hottenrott, Professorin für Innovationsökonomie an der TU München.


Die 12 Präsentationen in sechs Sessions, die auf zwei Tage verteilt waren, fanden regen Zuspruch bei bis zu 70 Teilnehmenden. Besonders gefragt waren die Nachmittags-Sessions, zu denen sich entsprechend der Zeitverschiebung auch Forschende aus den USA zuschalten konnten. Zusätzlich zu den Präsentationen wurden virtuelle Breakout-Räume geschaffen, die es den Forschenden nach langer Zeit erstmals wieder ermöglichten, neue Kontakte zu anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu knüpfen.
 

Die Themen im Überblick


Die erste Session konzentrierte sich zunächst auf die Frage „How Scientists Search“. Am Beispiel der Antikörpersuche wurde gezeigt, wie durch Ranking von Suchergebnissen die Suche verzerrt werden kann. Der zweite Vortrag behandelte, wie die Neuartigkeit und Tragweite von wissenschaftlichen Artikeln im Bereich der Physik mit der Teamgröße zusammenhängen.


Die zweite Session beschäftigte sich mit Themen im Bereich der akademischen Ausbildung. Beschlossen wurde der erste Workshop-Tag in Session 3 mit Untersuchungen, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf den plötzlichen Verlust von Forschungsressourcen reagieren.


Der zweite Tag eröffnete mit zwei Präsentationen zu Fragen informeller Kooperation in den Wirtschaftswissenschaften. Im Mittelpunkt von Session 5 stand die Wissenschaftsförderung: Hier wurden sowohl theoretische als auch empirische Forschungsergebnisse zur optimalen Gestaltung von Wissenschaftsförderprogrammen präsentiert.


In der letzten Workshop-Session unterstrichen die Präsentierenden zum einen, wie wichtig Kohärenz und Ausrichtung an der eigenen bisherigen Forschung sind, um Forschungsfinanzierung zu erlangen, und zum anderen, dass Humor und Neugier mehr Bedeutung als Motor für wegweisende wissenschaftliche Forschung haben als Forschungspreise.


Das komplette Programm zur Nachlese finden Sie hier.


Mehr Informationen auf der Workshop-Webseite und weitere Eindrücke auf Twitter unter #woepsr2020.


Wir bedanken uns bei allen, die an der Organisation des Workshops mitgewirkt haben, sowie den Teilnehmenden, Vortragenden und Diskutanten für einen wirklich außergewöhnlichen und inspirierenden Workshop und freuen uns auf WOEPSR 2021. Das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb wird innerhalb der nächsten zwei Jahre erneut Gastgeber sein und hofft, die Teilnehmenden dann vor Ort willkommen zu heißen.